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Die Corona-Pandemie hat den Online-Handel in ungeahnte Höhen katapultiert, und Amazon ist einer der größten Profiteure. Der Internet-Riese verzeichnete im ersten Quartal 2021 ein Umsatzplus von 44 Prozent auf 108,5 Milliarden Dollar und verdreifachte seinen operativen Gewinn auf 8,9 Milliarden Dollar. Diese Zahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten bei Weitem und trieben die Aktie auf ein neues Rekordhoch.
Europäische Erfolgsgeschichte mit bitterem Beigeschmack
Ein erheblicher Teil von Amazons Gewinnen stammt aus Europa. Die europäische Niederlassung erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von 44 Milliarden Euro, wobei allein in Deutschland die Umsätze um 33 Prozent auf etwa 24,7 Milliarden Euro stiegen. Doch trotz dieser beeindruckenden Zahlen zahlte Amazon in Europa keine Körperschaftssteuer. Stattdessen verzeichnete die in Luxemburg ansässige Niederlassung einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro, was sie von der Steuerpflicht befreite. Zudem erhielt Amazon Steuergutschriften in Höhe von 56 Millionen Euro, die zukünftige Gewinne mindern könnten.
Kritik an Amazons Steuerpraktiken
Die britische Labour-Abgeordnete Margaret Hodge kritisierte Amazons Steuervermeidungsstrategien scharf. Sie warf dem Unternehmen vor, seine Gewinne in Steueroasen wie Luxemburg zu verschieben, während lokale Einzelhändler unter der Pandemie leiden. Auch Paul Monaghan, Geschäftsführer der Fair Tax Foundation, bestätigte, dass Amazon aufgrund der hohen vorgetragenen Verluste wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren keine Steuern in der EU zahlen wird.
Amazon verteidigt seine Praxis
Amazon rechtfertigt seine Steuerpraktiken mit hohen Investitionen und niedrigen Gewinnmargen im Online-Handel. Ein Sprecher des Unternehmens betonte, dass Amazon seit 2010 mehr als 78 Milliarden Euro in Europa investiert habe, wovon ein Großteil in die Infrastruktur und die Schaffung neuer Arbeitsplätze geflossen sei.
Systemische Probleme und internationale Kritik
Amazon ist kein Einzelfall. Viele multinationale Unternehmen nutzen komplexe Strukturen, um Steuern zu vermeiden. Die sechs größten US-Tech-Unternehmen, darunter auch Facebook, Google und Apple, haben in den letzten zehn Jahren schätzungsweise hundert Milliarden Dollar an Steuern „gespart“. Auch in den USA steht Amazons Steuerpraxis in der Kritik. US-Präsident Joe Biden hatte das Unternehmen kürzlich dafür angegriffen, keine Bundessteuern zu zahlen.
ℹ️ Fazit
Die Debatte um Amazons Steuerpraktiken zeigt die Notwendigkeit einer internationalen Reform des Steuersystems. Während der Online-Handel weiter wächst, müssen Regierungen sicherstellen, dass multinationale Konzerne ihren fairen Anteil an Steuern zahlen, um die wirtschaftliche Ungleichheit zu verringern und die lokalen Märkte zu stärken.
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