21 Februar 2025

Studien zu Algorithmen: TikTok und X pushen rechte Parteien

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Studien zu Algorithmen: TikTok und X pushen rechte Parteien

Einleitung

Zwei unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, dass die rechtsradikale AfD von den Algorithmen der sozialen Medienplattformen TikTok und X überproportional profitiert. Diese Studien werfen ein Licht auf die Rolle, die Algorithmen bei der Verbreitung politischer Inhalte spielen, und wie sie bestimmte Parteien bevorzugen können.

Untersuchungen und Ergebnisse

  1. ZDF Frontal und Dubliner Forscherteam

    • Methodik: Die Studie erstellte neue Accounts, die führenden Vertretern der im Bundestag vertretenen Parteien folgten, ohne weitere Interaktionen wie Likes oder Retweets.
    • Ergebnisse: 37,9% der Partei-Posts im „Für Dich“-Feed stammten von der AfD, obwohl diese nur 15,2% der Partei-Posts erstellt hatte. Das BSW, das nur 1,4% der Partei-Posts erstellte, erhielt mehr als jede zehnte Erwähnung im Feed. Die SPD hingegen, die 12,5% der Partei-Posts erstellte, erschien nur in einem Prozent der Partei-Posts im Feed1.
    • Interpretation: Przemysław Grabowicz, Leiter des Forscherteams, vermutet, dass neben der Anzahl der Interaktionen noch andere Faktoren eine Rolle spielen, die mit der Parteizugehörigkeit zusammenhängen und die Präsenz im Feed erklären. Da X seine Algorithmen nicht offenlegt, lässt sich dies jedoch nicht überprüfen1.
  2. Global Witness

    • Methodik: Global Witness erstellte neue Accounts, die den offiziellen Accounts der Parteien CDU, SPD, Grüne und AfD sowie deren Spitzenkandidaten folgten und auf die fünf erfolgreichsten Inhalte dieser Accounts klickten.
    • Ergebnisse: Auf TikTok wurden 78% der algorithmisch ausgespielten Partei-Inhalte der AfD zugeordnet, auf X waren es 64%. Ellen Judson von Global Witness sieht dies als unbeabsichtigten Nebeneffekt von Algorithmen, die auf der Förderung des Engagements basieren1.
    • Reaktionen: TikTok kritisierte die Methodik der Studie und bezeichnete die Ergebnisse als nicht repräsentativ. X reagierte nicht auf die Anfrage von Global Witness1.

Anonyme Accounts und KI-generierte Inhalte

Eine Recherche der Universität St. Gallen zeigte, dass 75% der AfD-Inhalte auf TikTok von Fans, rechten Influencern und anonymen Accounts stammen. Diese Accounts verbreiten oft einfache, KI-generierte Inhalte, um die Partei zu unterstützen. Eine Studie von Democracy Reporting International bestätigte, dass Fake-Accounts auf TikTok Stimmung für die AfD machen, wobei koordinierte Aktivitäten vermutet werden1.

Weitere Studien und Analysen

  • Emotionale Inhalte und Algorithmen: Die AfD nutzt gezielt emotionale und polarisierende Inhalte, die vom TikTok-Algorithmus bevorzugt werden. Diese Inhalte lösen starke Reaktionen aus und werden daher häufiger angezeigt2.
  • Reichweite und Likes: Die AfD hat auf TikTok die größte Reichweite und die meisten Likes aller deutschen Parteien. Dies liegt daran, dass die Partei frühzeitig die Plattform für sich entdeckt hat und gezielt Inhalte produziert, die den Algorithmus ansprechen34.
  • Jugendliche und politische Inhalte: Eine Studie zeigte, dass die AfD bei jungen Menschen auf TikTok besonders erfolgreich ist. Die Plattform wird von Jugendlichen häufig genutzt, und die AfD bedient sich eines Schemas, das auf Emotionen und einfache Botschaften setzt, was vom Algorithmus belohnt wird5.

Fazit

Die Studien zeigen deutlich, dass die Algorithmen von TikTok und X rechte Parteien wie die AfD bevorzugen. Dies hat weitreichende Implikationen für die politische Kommunikation und die Demokratie. Es ist wichtig, dass Plattformen transparenter werden und ihre Algorithmen offenlegen, um solche Verzerrungen zu verhindern. Zudem müssen politische Akteure und die Gesellschaft sich der Macht bewusst sein, die soziale Medien auf die öffentliche Meinungsbildung haben.


Quelle: Netz/LeChat

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